Wie der stille See seinen dunklen Grund in der tiefen Quelle hat, so hat die Liebe eines Menschen ihren rätselhaften Grund in Gottes Licht.

Søren Kierkegaard

Wie der stille See seinen dunklen Grund in der tiefen Quelle hat, so hat die Liebe eines Menschen ihren rätselhaften Grund in Gottes Licht.

Søren Kierkegaard

Katholische & evangelische Religion

Mit dem Eintritt in die Sekundarstufe I beginnen die Kinder und Jugendlichen in neuer Eindringlichkeit nach Orientierung zu suchen. Ausgehend von den existentiellen Fragen und Problemen der Schülerinnen und Schüler, stellt der Religionsunterricht Fragen nach dem Menschen, seinen Möglichkeiten und Grenzen. Er begleitet die Kinder und Jugendlichen in einer wichtigen Phase der Persönlichkeitsentwicklung und hilft ihnen, sich selbst und andere in der sozialen Wirklichkeit einer kulturellen Gesellschaft besser zu verstehen und einen Sinn im Leben zu finden. Der Religionsunterricht gibt den Schülerinnen und Schülern auch unabhängig von ihrem Glauben die Möglichkeit, sich mit Fragen nach dem Menschen und der Welt (Grundlagen, Bedingungen und Möglichkeiten menschlicher Existenz) auseinanderzusetzen und bedeutet deutlich mehr als Glaubenslehre oder Bibelkunde. Gleichwohl hat der christliche Beitrag in diesem Zusammenhang seine Bedeutung zu erweisen. Die Schülerinnen und Schüler lassen sich somit ein auf einen für alle offenen aber nicht beliebigen Unterricht, der unter Berücksichtigung der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen versucht, die christliche Überlieferung mit den individuellen Fragen und Erfahrungen zu verbinden. 

Vor diesem Hintergrund und im Bewusstsein, dass der christliche Glaube unsere Geschichte, unser Denken, unser Sprechen und unsere Kultur wesentlich geprägt hat, fächert sich die Frage nach dem Menschen, seinen Möglichkeiten und Grenzen auf in weitere Fragen, die zum Nachdenken anregen: 

  • Wer bin ich? 
  • Warum bin ich so, wie ich bin? 
  • Wie möchte ich eigentlich sein? 
  • Was soll ich tun? 
  • Wer ist mein Freund? 
  • Warum gibt es soviel Leid und mit welcher Berechtigung kann angesichts dessen noch von Gott geredet werden?
  • Welche Verantwortung haben wir für die Umwelt und Natur? 
  • Woher kommt alles Leben? 
  • Bin ich frei?  
  • Ist mit dem Tod alles zu Ende? 

Angesichts einer multikulturellen und zunehmend globalen Gesellschaft, ist es ebenfalls Ziel des Religionsunterrichts in andere Religionen, Kulturen und Weltanschauungen einzuführen, diesen dialogbereit zu begegnen und dabei Wege der Toleranz und Akzeptanz finden zu helfen. Da viele Konflikte unserer Zeit ihre Ursache nicht zuletzt auch darin haben, dass die Menschen sich einander zu wenig achten, zu wenig austauschen, zu wenig zuhören und zu wenig verstehen, will der Religionsunterricht die Schülerinnen und Schüler zur offenen Begegnung mit dem Fremden befähigen.

Unter Einbeziehung von erprobendem Handeln und authentischen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler bietet der Religionsunterricht umfangreiche Möglichkeiten für projektorientiertes Arbeiten und fächerübergreifenden Unterricht, wobei auch Exkursionen möglich sind.

Gretchenfrage(n)

Wie entscheidet sich, ob mein Kind Religionsunterricht oder Philosophie besucht? 

Nach dem derzeit gültigen Erlass besuchen die Schülerinnen und Schüler, die bereits getauft sind, den Unterricht ihrer jeweiligen Konfession. Alle anderen Kinder besuchen den Philosophieunterricht. 

Getaufte Kinder können aber vom Religionsunterricht abgemeldet werden und dann den Philosophieunterricht besuchen und ebenso ungetaufte den Religionsunterricht. Dies sollte bei der Anmeldung der Kinder angemerkt werden.

Was kann ich unter konfessioneller Kooperation verstehen?

Katholische Schülerinnen und Schüler haben ein Anrecht auf eine katholische Lehrkraft im Religionsunterricht. Da es im Norden nur eine kleine Zahl katholischer Schülerinnen und Schüler gibt, sind dies Kurse meist sehr klein. Daher sind auch nicht katholische Schülerinnen und Schüler eingeladen, am Unterricht teilzunehmen. Da beide Fachschaften ein gemeinsames Fachcurriculum erarbeitet haben, nachdem der Religionsunterricht gestaltet wird, besteht inhaltlich kein Unterschied zum evangelischen Religionsunterricht. Diese Form gelebter Ökumene am ESG spiegelt sich auch in den jährlichen ökumenischen Andachten wider.

In welchen Klassenstufen findet Religionsunterricht statt?

Derzeit wird in der Sekundarstufe I in der 5., 6. und 10. Klasse Religionsunterricht erteilt. In der Sekundarstufe II findet von E bis Q2 durchgehend  Religionsunterricht statt. 

Welche Themen werden im Religionsunterricht behandelt?

Neben der Auseinandersetzung mit christlichen Grundüberzeugungen werden auch die Entstehung und Verbreitung des Christentums und Feste und Bräuche des Christentums und der anderen Weltreligionen thematisiert. In allen Klassenstufen werden im Religionsunterricht zudem ethische Themen diskutiert und Bezugspunkte zum Lebensalltag der Schülerinnen und Schüler hergestellt. Beispielhaft seien hier Liebe und Freundschaft, Glück und Umgang miteinander genannt. Darüber hinaus bietet der Religionsunterricht Orientierungsangebote bei der Persönlichkeitsfindung und der Auseinandersetzung mit existenziellen Fragestellungen.  (Detailliert ist dies auch im Fachcurriculum nachzulesen).

Warum überhaupt Religionsunterricht?

Der Religionsunterricht bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit sich zu positionieren, andere Meinungen kennenzulernen und dialogfähig zu werden. Durch den konfessionellen Unterricht erlernen sie so auch eine demokratische Kernkompetenz, sich eine differenzierte Meinung zu bilden, um so an gesellschaftlichen Prozessen wie dem (interreligiösen) Dialog teilzunehmen. 

Müssen alle Schülerinnen und Schüler aus dem RU an den Andachten teilnehmen?

Alle Schülerinnen und Schüler des ESG sind vor den Weihnachts- und Sommerferien dazu eingeladen, an der Andacht in der katholischen bzw. evangelischen Marienkirche teilzunehmen. Dabei ist es unerheblich, ob der Religionsunterricht besucht wird. Alternativ nehmen sie am eigens dafür organisierten Vertretungsunterricht in der Schule teil. Die Andachten werden von den Schülerinnen und Schülern inhaltlich und musikalisch gestaltet und durch Lehrer und Geistliche beider Konfessionen begleitet.

Noch Wissenswertes zur Frage Religion oder Philosophie

Im Mittelpunkt des Religionsunterrichtes stehen das eigene Leben, der Mensch und Gott. Wir fragen nach unserer Welt als der Schöpfung Gottes. Wir fragen nach uns selbst, nach Freundschaft und Verantwortung. Wir fragen auch nach Verlust und Leid und hören die Botschaft Jesu. Wir überlegen, wie wir in der heutigen Welt vernünftig von Gott sprechen können. Bedeutende Menschen der christlichen Tradition und ihre Werke werden uns beschäftigen. Wir begegnen dem Judentum, dem Islam und asiatischen Religionen und versuchen, die Menschen anderen Glaubens zu verstehen. 

Diese Arbeit eröffnet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit die christlich geprägte Kultur Europas zu verstehen und sich in unserer Welt mit den vielfältigen Sinnangeboten zu orientieren und einen eigenen Standpunkt zu finden. Der evangelische und der katholische Religionsunterricht stehen an unserer Schule in einem in-tensiven Dialog miteinander und in lebendiger Kooperation. 

Im Zentrum des Philosophieunterrichtes stehen das eigene Denken und Erleben. Wir lernen Fragen zu stellen, Zusammenhänge zu ergründen und selbständig Antworten zu finden. Wir lernen unsere Gedanken zu ordnen, damit wir uns logisch und folgerichtig in der Welt des Denkens bewegen. Wir fragen nach dem Menschen und was ihm eigentümlich ist. Wir fragen sowohl nach Gut und Böse, als auch nach Freiheit und Verantwortung. Wir diskutieren und begründen und suchen Möglichkeiten und Grenzen unseres Denkens. Bedeutende Denker und Persönlichkeiten der Philosophie werden uns begegnen und beschäftigen. 

Dieses Lernen eröffnet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit sich kritisch und kompetent in unserer komplexen Welt zu bewegen und ihren Platz darin zu finden. 

Der Philosophie- und der Religionsunterricht schätzen und anerkennen sich gegenseitig an unserer Schule und stehen in einem konstruktiven Kontakt miteinander. In beiden Fächern werden wichtige Grundlagen vermittelt, die später in höheren Klassen gebraucht werden, weshalb es günstig ist, bei einem Fach zu bleiben. Auch für die Kinder ist es schön, wenn eine Lerngruppe sich findet und zusammenbleibt.